PSP-Cafe
Registrierung Kalender Mitgliederliste Teammitglieder Zum Portal Suche Häufig gestellte Fragen Zur Startseite Pinwand

PSP-Cafe » Lesecafe » Lesemonate » Lesemonat März 22 » Die Wut, die bleibt - Mareike Fallwickl » Hallo Gast [Anmelden|Registrieren]
Letzter Beitrag | Erster ungelesener Beitrag Druckvorschau | An Freund senden | Thema zu Favoriten hinzufügen
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Zum Ende der Seite springen Die Wut, die bleibt - Mareike Fallwickl
Autor
Beitrag « Vorheriges Thema | Nächstes Thema »


images/avatars/avatar-890.jpg

Neeeele Neeeele ist weiblich
Weinkeller-Schlüsselverwalter

Dabei seit: 16.07.2008
Beiträge: 3.931
Herkunft: Ilmtal-Weinstrasse
Haustiere: kein Haustier

Die Wut, die bleibt - Mareike Fallwickl Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Die Wut, die bleibt von Mareike Fallwickl




als gebundene Ausgabe: 22.- Euro, 384 Seiten, erschienen am 22.03.22 im Rowohlt Verlag

als Kindle Ausgabe: 15,99 Euro, 370 Seiten, erschienen am 22.03.22 nei Rowohlt eBooks

außerdem als Hörbuch bei Audible erhältlich

Ich habe dieses Buch als digitales Leseexemplar vom Verlag erhalten und bedanke michganz herzlich beim Rowohlt Verlag und bei Netgalley.

Eine Mutter steht bei Abendessen auf um das vergessene Salz zu holen...... nein, sie steht auf um die Balkontür zu öffnen und sich hinunter zu stürzen. So beginnt das Buch von Mareike Fallwickl und uns als Leser bleibt es nun zu erkunden wie es dazu kommen konnte und auch wie das Leben der Familie nun weitergeht. Helene hinterlässt drei Kinder und einen Ehemann. Lucius ist erst 1,5 Jahre alt und Maxi ist 5 Jahre alt. Ihnen fehlt die Mutter sehr und ganz besonders die Geborgenheit die sie ihnen geben konnte. Da ist aber auch noch Lola, die 15jährige Tochter von Helene, die gerade jetzt in der Pubertät noch sehr viele Fragen an ihre Mutter gehabt hätte. Und auch Sarah spielt in diesem Buch eine große Rolle, sie ist seit den Kindertagen mit Helene sehr eng befreundet gewesen und vermisst nun die gemeinsamen Erlebnisse mit Helene sehr. Helene hat den Entschluß gefasst nicht mehr leben zu wollen und Lola und Sarah, zwei Menschen die Helene sehr nahe standen, müssen nun mit ihrer Trauer umgehen lernen und fertig werden, jede auf ihre eigene Weise.

Es wird sehr eindrücklich beschrieben, wie sehr Helene nicht nur als Frau und Mutter auf emotionaler Ebene fehlt, sondern auch wie ihre Anwesenheit in der Familie fehlt. Genau die Dinge, die Helene in die Überforderung getrieben haben, sind die Dinge die nun neu organisiert werden müssen und die es auszufüllen gilt. Johannes, der Mann von Helene, fühlt sich damit überfordert. So übernimmt Sarah diese große Aufgabe und ich finde sie macht das großartig.

Die Corona-Pandemie wird ebenfalls angesprochen und das ist ja auch sehr realistisch, denn sie gehört seit über zwei Jahren zu unserem Alltag. Mareike Fallwickl strapaziert sie aber nicht über sondern geht im Familienalltag drauf ein, welche Schwierigkeiten sich innerhalb der Familie daraus ergeben haben. Somit spielt die Pandemie auch eine große Rolle in Helenes Entscheidung.

Sarah hilft der Familie aus, fühlt sich in gewissem Sinne verpflichtet, auch aus einem schlechten Gewissen heraus. So wird sie mehr und mehr zu Helene und fängt an zu verstehen.

Mir gefällt sehr der Schreibstil von Mareike Fallwickl hier in diesem Buch. Sie benutzt so schöne Metaphern. Beispiel: "Sarah hält ein Zwiegespräch mit ihrer toten Freundin und stellt fest, dass es kein Zwie mehr gibt.". Dieser Sprachstil bringt viele Bilder in den Kopf des Lesers.

Sehr gut gefallen hat mir auch, wie die Autorin mit der Trauer umgeht. Gar nicht dramatisch, eher still und leise, aber unheimlich gefühlvoll, authentisch und stark. Sie beschreibt so exakt Gefühle, die wohl nur jemand bemerkt der sie schon selbst erlebt hat. Nachvollziehen kann man diese Gefühle sehr wohl, aber sehen kann man sie nur wenn man sehr feinfühlig oder eben vorbelastet ist.

Es geht in diesem Buch aber um so viel mehr als um Trauerbewältigung. Es geht um das Erwachsenwerden, um tiefe Freundschaft, Partnerschaft, Beziehungen zwischen Mann und Frau. Auch um Gewissen, das eigene Finden, Verantwortung und Feminismus.

Mir war es leider manchmal ein wenig zuviel Feminismus in der jüngeren Fraktion. Ich meine, warum wollen Frauen unbedingt anders sein, sogar dick sein um sich abzuheben? Wenn man zuviel auf den Rippen hat und seinen Körper trotzdem toll findet und dazu steht, finde ich das völlig in Ordnung, aber dick sein zu wollen nur um anders zu sein und dem Narrativ nicht zu entsprechen verstehe ich leider nicht.
Ich meine, wenn Jeder anders ist, ist dann am Ende nicht doch wieder Jeder gleich?

Auch diese latente Gewaltbereitschaft der jungen Mädchen fand ich sehr erschreckend. Natürlich, sie vergelten Gleiches mit Gleichem, aber ist das eine erstrebenswerte Botschaft in diesem Buch? Mich hat das eher schockiert und abgestoßen. Dieses "Auge um Auge" ist nicht so meins und ich finde jungen Menschen, die dieses Buch vielleicht lesen, könnte es suggerieren, dass sie immer auf sich allein gestellt sind und nirgendwo Hilfe bekommen können.
Ok, nun bin ich auch eine ganz andere Generation, da ist warscheinlich Nichtverstehen vorprogrammiert. Aber sich bei einem 15jährigen Mädchen zu bedanken als erwachsene Frau, weil diese einem Mann den Kiefer gebrochen hat? Ehrlich? Das geht mir eindeutig zu weit.

Mein Fazit: Bis zur Hälfte hat mir das Buch unheimlich gut gefallen. Emotional sehr dicht gezeichnet und sehr ausdrucksstark, mit einer tollen Sprache, die mich sehr angesprochen hat. In der zweiten Hälfte hat das Buch mich dann leider verloren. Lola und ihre Freundinnen haben eine Entwicklung gemacht, die mich total abgestoßen hat und mir mehr und mehr überzogen und unglaubwürdig vorkam. So hat mir Lola mit ihrem überheblichen, altklugen und auch sehr gefährlichen Verhalten viel Freude an diesem Buch genommen. Ein 15jähriges Mädchen, welches glaubt die Weisheit der Welt zu haben kann ich, sorry, nicht ernst nehmen.
Ich frage mich auch ernsthaft, woher dieser abgrundtiefe Hass auf alles was männlich ist kommt.

Kann ich das Buch empfehlen? Doch, kann ich. Die erste Hälfte wäre für mich glatt ein Highlight gewesen, die zweite Hälfte hat davon viel genommen. Ich würde es trotzdem empfehlen, weil es sehr viel Diskussionsstoff bietet und ausgezeichnet für Leserunden ist.

3*/5*



Neeeele`s Signatur:
Wer glaubt gut zu sein hört auf besser zu werden!
Ich frühstücke einfach abends schon, dann kann ich morgens länger schlafen.
23.03.2022 17:17 Neeeele ist offline E-Mail an Neeeele senden Homepage von Neeeele Beiträge von Neeeele suchen Nehmen Sie Neeeele in Ihre Freundesliste auf YIM-Name von Neeeele: bastelnele

Baumstruktur | Brettstruktur
Gehe zu:
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
PSP-Cafe » Lesecafe » Lesemonate » Lesemonat März 22 » Die Wut, die bleibt - Mareike Fallwickl


Powered by Burning Board 2.3.6 © 2001-2004 WoltLab GmbH
Powered by © PSP-Cafe - online seit dem 16.07.2008
Style & Buttons© by Neeeele
Impressum: Carmen Hansen, Dorfplatz 2, 99510 Ilmtal-Weinstraße OT Niederroßla