Neeeele Weinkeller-Schlüsselverwalter Dabei seit: 16.07.2008 Beiträge: 4.916 Herkunft: Thüringen Haustiere: kein Haustier
Die Websters - Caroline Blackwood
Die Websters von Caroline Blackwood
Dieses Buch kann man nur noch antiquarisch kaufen und so müsst ihr den Preis für euch selbst herausfinden, da es darauf ankommt wo ihr kauft.
126 Seiten, erschienen am 01.04.08 im Fahrenheit Verlag
Dies ist ein autofiktiv anmutender Roman von Lady Caroline Maureen Hamilton-Temple-Blackwood. Die, aus einer anglo-irischen Aristokratenfamilie stammende Schriftstellerin, Journalistin und High Society Lady, begehrte schon sehr früh gegen ihre Herkunft auf und bewegte sich statt in Aristokraten Kreisen lieber in lockereren künstlerischen Kreisen.
So strotzt ihr Roman "Uroma Webster" auch vor angedeuteten Kritiken gegen die feine Gesellschaft, die besopnders Frauen keine eigenen Entscheidungen lässt. Gern werden Frauen, die ausbrechen wollen, als psychisch angeschlagen in Anstalten untergebracht und müssen dort verbleiben bis sie, wieder "normal" sich den Normen unterwerfen.
In diesem Buch steht die Uroma Webster als Patriarchin der Familie über allen und jeder hat sich ihr zu fügen. Den Titel als Patriarchin hat sich sich aber durch Tugendhaftigkeit und Fügsamkeit hat erarbeitet. Sie wirkt schon sehr antiquiert und hart gegen sich selbst aber jeder beugt sich ihrem Willen oder sieht zu weit aus ihrem Dunstkreis heraus zu kommen. Sie lebt jetzt in einem alten, halb verfallenem Landhaus in dem es an jeder Ecke zieht und wo die Laken niemals richtig trocknen. Um sich nicht der "gemeinen" Welt aussetzen zu müssen, werden statt Spaziergänge Spazierfahrten mit dem Auto unternommen.
Dann gibt es da noch die Oma unserer Protagonistin, die in einer angesehenen Londoner Klinik gelandet ist. Wir erfahren nur bruchstückhaft über sie, können uns aber gut ausmalen an was diese Frau gescheitert ist.
Die Tante unserer Protagonistin, Tante Lavinia, nimmt es mit der Tugend nicht ganz so genau und lebt ein ganz anderes Leben. Viele gescheiterte Ehen, Liebhaber die sie finanziell unterstützen und ein Leben in Prunk und Dekadenz. Doch auch Tante Lavinia findet in ihrem Leben nicht die rechte Erfüllung.
Und dann gibt es da noch die Protagonistin selbst, die in dieser Geschichte keinen Namen hat, sich schlußendlich am Grab ihrer Uroma als Einzige wiederfindet.In dieser Protagonistin ahnt man die Autorin selbst.
So spannt dieser Roman den Bogen über die Frauen einer Familie über einen langen Zeitraum, vom viktorianischen Zeitalter bis hin ins 20. Jahrhundert.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es wirkt wie aus einer ganz anderen Zeit, schildert aber doch sehr eindrücklich die Lage der Frauen zur Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Es wirkt ein wenig schwülstig und miefig aber gerade das prägt den Zeitgeist und man kann sich alles noch bildlicher vorstellen.
Wer auf so alte Familiengeschichten steht, dem kann ich dieses kleine schmale Büchlein sehr empfehlen.